Jahresthema 2023: Wasser
Eine Rede zur Eröffnung unseres Wasserjahrs

Von: Susanne Lilischkis

29. März 2023

Susanne bei ihrer Rede am Eröffnungstag (Foto: ZW-vernetzt)

Anfang des Jahres haben wir uns bei ZW-vernetzt getroffen und beratschlagt, was wir in diesem Jahr auf die Beine stellen möchten. Und da kam die Idee eines monothematischen Jahres auf – ein Jahr, ein Thema. Unser Jahresmotto war schnell gefunden: Wasser.

Vielleicht hat der eine oder die andere noch den vergangenen Sommer im Kopf, in dem es monatelang nicht geregnet hat – mit Folgen für die Landwirtschaft, die Fluss-Schifffahrt, die Trinkwasserversorgung, die Atomkraftwerke in Frankreich und nicht zuletzt auch für den eigenen Garten. Wasser ist in unseren Breiten selbstverständlich. Doch zunehmend ist diese natürliche Ressource bedroht. Trinkwasser kann auch in unseren gemäßigten Klimazonen zur Mangelware werden.

Täglich erreichen uns alarmierende Nachrichten zum Thema Klimawandel. In diese Sorgen mischen sich der Krieg in der Ukraine, die Krise der Demokratie in vielen Ländern und die Sorgen um die Bezahlbarkeit von Essen und Wohnraum. Viele Menschen fühlen sich zunehmend verzweifelt und gelähmt. Ein Weg, um mit diesen Herausforderungen umzugehen, ist aktiv zu werden. Wir werden die Krisen der Welt nicht lösen können. Aber wir alle können die Welt ein winziges Bisschen besser machen.

Jede und jeder kann mit anpacken und das ist es, was wir bei ZW-vernetzt tun. Wenn wir vor einem riesigen Berg von Herausforderungen stehen, fangen wir an zu graben. Der eine nimmt den Spaten, die andere die kleine Gartenschippe, der nächste kommt mit dem Bagger – jede Einzelne so wie sie kann. ZW-vernetzt ist Heimat von unterschiedlichen Initiativen und Einzelpersonen. Wir finden uns in gemeinsamen Projekten zusammen und sehen uns weniger als Mahner, mehr als Gestalterinnen. Gemeinsam wollen wir etwas erreichen.

Dieses Jahr möchten wir dem Wasser widmen. Wasser ist überlebenswichtig für uns Menschen. Man kann bis zu drei Monate ohne Nahrung überleben, doch ohne Wasser lediglich ein paar Tage. Der viel zitierte Satz, die Kriege der Zukunft finden ums Wasser statt, könnte angesichts des Klimawandels Realität werden. Deshalb sollten wir das Wasser, mit dem wir hier in unserer Weltregion so reich beschenkt wurden, schützen und erhalten. 

Anfang des Jahres haben wir Vereine, Institutionen und Bildungseinrichtungen aus der Region gebeten, sich am Wasserjahr von ZW-vernetzt zu beteiligen. Die Resonanz war überwältigend. Vereine, Schulen, Kitas, die Kirche, die Stadt Zweibrücken, der UBZ, das Forstamt und die Heinrich-Kimmle-Stiftung – alle beteiligen sich an der Aktion. Dafür an dieser Stelle von uns ein großes Dankeschön! Es haben sich so viele Initiativen gemeldet, dass wir unser Programm in zwei Halbjahre aufteilen mussten. Ich glaube, es ist für alle Interessierten etwas dabei.

Eine unserer ersten Aktionen in diesem Jahr sehen Sie hier am Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Deutschland aktuell versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt, so das Umweltbundesamt. Damit gehen wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, verloren. Mit der Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen nimmt auch die Bodenversiegelung zu. Hier wollten wir gegensteuern und haben einen Teil der gepflasterten Fläche im Hof aufgebrochen und mit Rasengittersteinen belegt. Durch die Rasengittersteine kann das Wasser versickern, es können sich zwischen den Gittern Moose, Flechten und Gräser ansiedeln und die Fläche wieder etwas grüner machen. Entsiegelung wird in Zukunft im Städtebau eine große Rolle spielen. Durch Starkregenereignisse, wie zuletzt im Ahrtal, gerät der Kanalisation schnell ans Limit. Es folgen Überschwemmungen, die große Schäden anrichten können. Unsere Städte müssen wieder wasserdurchlässiger werden. Hier sei das Konzept der Schwammstadt angesprochen. Anfallendes Regenwasser wird in der Schwammstadt lokal aufgenommen und gespeichert, anstatt es lediglich zu kanalisieren und abzuleiten. Dadurch sollen Überflutungen bei Starkregenereignissen vermieden bzw. verringert, das Stadtklima verbessert und die Gesundheit von Stadtbäumen sowie die Resilienz von gesamten Stadtökosystemen gefördert werden. In der warmen Jahreszeit entstehen durch die versiegelten Flächen urbane Hitzeinseln. Bei langanhaltender Trockenheit heizen die versiegelten Flächen, Beton-, Stahl- und Glasfassaden die Stadt zusätzlich auf, ohne dass verdunstendes Wasser für Kühlung sorgen kann. Entsiegelung ist also ein wichtiger Schritt hin zu einer sicheren und lebenswerten Stadt.

Uns ist natürlich bewusst, dass wir mit der kleinen entsiegelten Fläche hier am Dietrich-Bonhoeffer-Haus das Stadtklima nicht wesentlich beeinflussen werden. Aber sehen Sie es als Modellprojekt. So könnte es aussehen, wenn nicht alles zubetoniert oder gepflastert wird. Hier entsteht ein Wohnzimmer draußen, das zum Verweilen einlädt. Möglich gemacht hat das unter anderem auch die Stiftung der PSD Bank mit einer Spende über 5.000 Euro. Danken möchten wir auch der Firma Niederer, die uns die Rasengittersteine kostenlos zur Verfügung gestellt hat.

Heute ist der Weltwassertag, zu dem die Vereinten Nationen seit 1992 aufrufen. Er erinnert alljährlich an die Besonderheiten von Wasser als der grundlegendsten Ressource allen Lebens. Der internationale Tag des Wassers 2023 steht unter dem Motto "Accelerating Change", also den Wandel beschleunigen.

Und das ist es, was wir hier tun. Wir fangen an, etwas zu verändern. In unserer unmittelbaren Umgebung, in unserer Stadt und vielleicht auch in unserem Denken.

Das Wohnzimmer draußen ist ein kleines Samenkorn. Aus vielen dieser Samenkörner wächst ein Feld heran. Unsere Kinder werden das ernten, was wir heute in die Erde bringen, was wir heute auf den Weg bringen. Als ich geboren wurde, durften Frauen ohne die Erlaubnis ihres Ehemanns nicht arbeiten gehen, Homosexualität war unter Strafe gestellt, Lehrer, die kommunistischen Parteien angehörten, durften nicht unterrichten, Chemieunternehmen leiteten ihre Abwässer beinahe ungeklärt in Flüsse ein, der Rhein war eine giftige Kloake und der Einsatz von Pestiziden wie DDT war ganz normal. Heute ist das alles anders. Wir haben schon so viel geschafft. Wir können auch das schaffen – wir können etwas gegen den Klimawandel tun. Wir können ein Samenkorn sein.

Wenn Ihr Euch dafür interessiert, was sonst noch an unserer Veröffnungsveranstaltung geboten war, empfehlen wir Euch den passenden Artikel aus dem Pfälzischen Merkur vom 25.03.2023.

>>> Klicken für unser Kontaktformular: Wir freuen uns über Anregungen, Lob und Kritik! <<<