Als Lehrerin und Mutter kenne ich die Situation aus beiden Perspektiven und möchte hierzu gerne meine Gedanken mitteilen.

Als Lehrerin beobachte ich vor Schulen oft die gleiche Situation. Wildes Parken direkt vor der Schule, hektisches Aussteigen und Wenden, es herrscht Chaos. Gerade zu Coronazeiten kommt hinzu, dass viele ihre Kinder nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen möchten, sie haben Angst vor Ansteckung. Aus den meisten Autos steigt nur ein Kind aus. Dieses ist gehetzt und springt beim Aussteigen nicht selten direkt vor ein anderes Auto. Die Eltern sitzen gehetzt hinterm Steuer und beschimpfen andere Eltern, die ihnen ohne diese Situation oftmals sehr sympathisch wären. Ein gefährliches Dilemma für alle. Der Schultag beginnt mit Stress.

Als Mutter – und ich gehöre zu den eher ängstlichen – möchte ich mein Kind gut in der Schule angekommen wissen. Mein Kind sollte nicht pitschnass oder abgehetzt im Klassensaal erscheinen. Vom Gewicht des Ranzens gar nicht zu sprechen. Da plant man die Physiotherapie spätestens ab der weiterführenden Schule am besten schon mal mit in den ohnehin meist zu vollen Terminplan ein. Je nach Jahreszeit ist es auf dem Schulweg auch noch sehr dunkel. Da wird ein Kind beim Überqueren der Straße schnell übersehen. Morgens ist es zuhause oft hektisch und unter Zeitdruck habe ich natürlich Angst, dass mein Kind nicht mehr richtig auf dem Weg aufpasst. Ach, es lauern einfach überall vermeintliche Gefahren. Und als Mutter möchte ich mein Kind ja vor Gefahren schützen.

Nun bin ich selbst weder perfekt, noch allwissend. Aber so ein paar Tipps habe ich nach 16 Jahren Schuldienst und 8 Jahren Mutterdasein schon. Wem sie gefallen, dem sollen sie eine Hilfe sein. Wer sie blöd findet, darf sie ignorieren. Aber eine Bitte habe ich: Vor dem nächsten wütenden Hupen vor der Schule kurz innehalten und vielleicht ein bisschen Verständnis zeigen für die Mutter oder den Vater im Auto davor. Denn alle Eltern versuchen ihr Bestes.

Hier also meine Anregungen:

• beim Kauf der Jacken auf helle Farben und Reflektoren achten, damit das Kind besser gesehen wird; Reflektoren können auch nachgerüstet werden,
• für Schultaschen gibt es regenabweisende (evtl. sogar reflektierende) Hüllen und farblich passende Regenschirme, die man in die Seitentasche stecken kann,
• mit den Lehrern absprechen, ob schwere Bücher in der Schule verbleiben können,
• das Kind ein paar Hundert Meter vor der Schule aussteigen lassen und ihm den kurzen Weg zutrauen,
• Fahrgemeinschaften bilden (z. Zt. mit Masken und unter Einhaltung der Coronaregeln) mit verbindlichen Absprachen,
• morgens 10 Minuten mehr einplanen, damit das Kind auf dem Schulweg nicht unter Stress gerät und unaufmerksam wird,
• mit den Kindern in der Freizeit Fahrradfahren üben,
• Kinder, die sicher Fahrrad fahren, mit dem Fahrrad (und Fahrradhelm) zur Schule schicken (wenn möglich gerne selbst mitfahren),
• Gefahrenstellen auf dem Weg ausführlich besprechen,
• lieber einen etwas längeren Weg einüben, wenn dadurch Gefahrenstellen vermieden werden können,
• Kinder am Anfang unbedingt begleiten,
• nicht ständig ermahnen und keine unnötige Angst vor möglichen Gefahren machen, lieber öfter loben,
• Rollentausch: Kinder bringen die Eltern zur Schule und erklären selbst die Gefahrenstellen,
• sogenannte „Laufbusse“ bilden: ältere Kinder, die den gleichen Schulweg haben ansprechen, ob sie mit jüngeren zusammen laufen (natürlich sollten die älteren Kinder verantwortungsbewusst sein),
• das Selbstvertrauen unserer Kinder stärken und ihnen je nach Alter etwas alleine zutrauen,
• selbst immer Vorbild sein: den Zebrastreifen nutzen, bei grün über die Fußgängerampel usw.,
• klare Regeln absprechen, dass das Kind nicht mit Fremden mitgehen darf und man auch im Notfall nie jemand Fremdes zum Abholen schicken würde.