Dies und Das
Kleiner, aber feiner Klimastreik in Zweibrücken

Von: Tanja Neumann

26. September 2021

Eis, Gepard und Co. (Foto: Karin Grgic)

Laufen zwei Eisbären, ein Panda und ein Gepard durch die Zweibrücker Fußgängerzone. Sagt der Panda zu den Passant*innen: „Möchten Sie eine Gratis-Postkarte?“

Was wie der Anfang eines Witzes klingt, war das Highlight der Aktion von ZW-vernetzt zum globalen Klimastreiktag am Freitag, den 24.09.2021. Die vier Tiere, in denen engagierte Schülerinnen des Helmholtz-Gymnasiums steckten und schwitzen, kamen vor allem bei den Kleinen gut an. Sie posierten mit ihnen für zahlreiche Fotos und gaben ganz cool High-Five.
Dies war ein ausgezeichneter Türöffner, um bei den Eltern ihre eigentliche Botschaft loszuwerden. Diese lautete, dass es speziell für die Eisbären, aber auch für alle anderen Bewohner unseres Planeten überhaupt nicht mehr so „cool“ ist und bald extrem „uncool“ sein wird, wenn wir nicht alle gemeinsam unsere Klimaschutzanstrengungen verstärken. Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens MUSS eingehalten werden.
Die Warming-Stripes-Postkarten, die die Mädels im Tierkostüm verteilten, führen dies deutlich vor Augen: Sie zeigen die mittlere Lufttemperatur in Rheinland-Pfalz von 1881 bis 2018. Die roten Streifen, die sich in den letzten Jahrzehnten häufen und zudem immer dunkler werden, symbolisieren die wärmsten jemals gemessenen Jahre. Der Trend ist absolut erschreckend.

Allen Passant*innen, ob klein oder groß, mit Familie oder alleine unterwegs, legten Eisbär, Gepard und Co. ans Herz, beim Stand von ZW-vernetzt vorbeizuschauen. „Die 2 Augenoptiker“ hatten ZW-vernetzt nicht nur ganz selbstverständlich die Fläche vor ihrem Geschäft zur Verfügung gestellt, sondern auch großzügig unseren vier Tieren einen Raum zum Umkleiden angeboten. Diese Unterstützung hat uns sehr begeistert.
Am gemeinsam mit dem NABU organisierten Stand war viel los. Spielerisch konnte man sich hier mit seinem Konsumverhalten und dessen Auswirkungen auf die Natur und das Klima beschäftigen. Die leuchtend bunten Fußabdrücke, die bereits am Stadtgrün-Wochenende die Zweibrücker an den Stand auf dem Alexanderplatz gelockt hatten, wurden auch am Freitag wieder rege „begangen“. Immer wieder gab es Aha-Momente, wenn jemand realisierte, wo er oder sie im Alltag doch noch ordentlich CO2 einsparen könnte. So ist z. B. das Streaming von Fernsehserien und Filmen eine bisher recht unbeachtete „CO2-Schleuder“.
Das große, orange-weiße Glücksrad neben dem Stand war ebenfalls äußerst beliebt. Wer dreht schon nicht gerne mal am Rad? Hinter den Zahlen auf dem Rad verbargen sich teils knifflige Fragen, zu denen es mehrere Antwortmöglichkeiten gab. Kostprobe gefällig? In Höhe welchen Betrags entsorgt eine durchschnittliche deutsche Person jährlich Lebensmittel in der Mülltonne? 150 €, 250 € oder 450 €? Wer hier mit „250 €“ antwortete, lag richtig. Noch viel erschreckender wird diese Zahl, wenn man sie auf ganz Deutschland hochrechnet: Lebensmittel für rund 20 Milliarden Euro wandern in Deutschland jährlich in die Tonne. Wie viele Menschen bekäme man davon satt!
Selbstverständlich gab es auch etwas zu gewinnen, und zwar ausnahmslos für alle, die an diesem Quiz teilnahmen: Äpfel von Bäumen mit dem Gelben Band, Samenbomben, nachhaltige Briefumschläge aus alten Landkarten, Blumensamen sowie Bleistifte und für die Kinder Pixie- und Malbücher.
Um einen Gewinn und eine Erkenntnis reicher wurden die Besucher*innen des Standes auch beim Ratespiel zum Thema Wasser. Unter bunten Holztafeln verbargen sich Angaben zum „virtuellen Wasser“ verschiedener Produkte. Das Beispiel eines T-Shirts verdeutlicht, worum es sich dabei handelt: Ungefähr 2.500 Liter Wasser werden vom Anbau der Baumwolle bis zur Ankunft des Kleidungsstücks beim dem/r Träger*in verbraucht. Mit diesem Wissen sollte sich jede/r zweimal überlegen, ob er/sie wirklich noch das x-te neue Shirt in diesem Jahr benötigt.

Fußabdrücke, Glücksrad und Wasser-Quiz waren übrigens von „Brot für die Welt“ gemietet. Die zentrale Frage „Wie gelingt es, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen und zugleich die Erde für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und die Schöpfung zu bewahren?“, die sich das Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen stellt, sollte handlungsweisend sowohl für jede/n einzelne/n von uns sein als auch für die Politik – angefangen bei kleinen, persönlichen Konsumentscheidungen, global unbegrenzt.

Zeitweise verstärkt wurden die Eisbären, der Gepard und der Panda von einem großen Frosch und Kindern in Tierkostümen oder mit Stofftieren. Die kleine gemischte Herde sang auf dem Herzogplatz ein Lied und zog danach durch die Fußgängerzone zum Stand. Auch wenn klein in der Zahl, die jungen Demonstrant*innen waren mit Begeisterung dabei. Jedes einzelne dieser freudigen Gesichter besitzt eine größere Strahlkraft als ein F*-you-Greta-Aufkleber auf dem Auto einer Person, die noch immer nicht begriffen hat, was uns blüht.
Zweibrücken ist nicht Berlin und schafft es (noch) nicht, an einem solchen Tag tausende oder – realistischer – wenigstens hunderte Menschen zum Klimastreik zu mobilisieren. Es muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit in Zweibrücken die Weichen auf mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit gestellt werden (siehe z. B. Platz vor dem Helmholtz-Gymnasium).
ABER: Wir haben am Stadtgrün-Wochenende und an diesem Klimastreiktag die Köpfe und Herzen vieler Menschen erreichen können und hatten zahlreiche inspirierende Begegnungen. Die Mädels im Tierkostüm wurden von Bürger*innen für ihr Engagement gelobt und ihnen wurde ebenso wie den Mitstreiter*innen an den Ständen und den tatkräftigen Baum- und Staudensetzern für ihren Einsatz für das Klima und die Stadt gedankt. ZW-vernetzt gewinnt mit jeder Aktion und zurzeit Woche für Woche neue Mitmacher*innen und Unterstützer*innen, die als Multiplikatoren für das Wissen um nachhaltiges Handeln wirken. Die Initiative wächst und gemeinsam werden wir immer mehr Veränderungen anstoßen und kontinuierlich einen Wandel herbeiführen. Um mit Greta Thunbergs Worten von der riesigen Kundgebung in Berlin am Freitag zu schließen: We want change, we demand change and we are the change!

P.S.: Einige Jugendliche der Zweibrücker FridaysForFuture-Gruppe, die zuvor an den deutschlandweiten und globalen Klimastreiktagen Aktionen organisiert und zuletzt die Fahrraddemo im Rahmen des Stadtradelns initiiert hat, sind zum Studieren in andere Städte gezogen ist. Gleichzeitig kommen aber auch neue Jugendliche dazu. Bei Interesse meldet euch bitte bei Clara Siefert unter 0162-7278874.

P.P.S.: Am kommenden Dienstag, dem 28.9. wird in der Sendung „natürlich“ auf SWR Rheinland-Pfalz um 18.15 Uhr der Beitrag über das Stadtgrün-Wochenende ausgestrahlt. Also rauf auf’s Sofa, schnappt euch die selbstgemachten Gemüsechips und die Bio-Schorle und feiert euch und uns alle ein wenig!

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